Wenn man an Jazz denkt, führt natürlich kein Weg an New Orleans im Bundesstaat Louisiana vorbei. Diese Stadt im Süden ist nicht nur die Wiege des Jazz, sondern auch ein kulturelles Kaleidoskop, das Einflüsse aus afrikanischen, karibischen, französischen und amerikanischen Traditionen miteinander verbindet und widerspiegelt. Ihre Straßen, ihre Klänge und ihre Menschen haben eine Musikrichtung hervorgebracht, die bis heute weltweit begeistert und viele Künstler inspiriert. Die Stadt wurde 1718 von den Franzosen gegründet und trägt bis heute starke französische Einflüsse.
In den späten 1800er Jahren war New Orleans ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Ursprünge des Jazz sind untrennbar mit der Geschichte der afroamerikanischen Gemeinschaft und der Sklaverei verbunden. Afrikanische Sklaven, die in die USA verschleppt wurden um Teils auf Farmen zu arbeiten, brachten auch ihre reichen musikalischen Traditionen mit, die sich im Laufe der Zeit mit verschiedenen europäischen Musikstilen und rhythmische Klänge der Karibik vermischten. Nach der Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 begannen ehemalige Sklaven, ihre Erfahrungen und Emotionen in neuen musikalischen Ausdrucksformen zu verarbeiten. Arbeitslieder wurden mit Blues und Spirituals sowie mit Klängen europäischer Harmonien kombiniert. Sie bildeten so die Grundlagen des Jazz.
Eine zentrale Figur in der Geschichte des Jazz ist Louis Armstrong. Geboren und Aufgewachsen in New Orleans, wurde er zu einem der größten Botschafter dieser Musikrichtung. Sein unverwechselbares Trompetenspiel und die charismatische Stimme brachte den Jazz von den Straßen New Orleans hinaus auf die Bühnen der Welt. Lieder die wohl jeder kennt sind „What a Wonderful World“ „Hello, Dolly!“ und „White Christmas.“
Als „Erfinder des Jazz“ bezeichnete sich Jelly Roll Morton, welchem auch viele Jazz-Kritiker zu stimmten, der Louis Armstrong und viele weitere unter die Fittiche und trug wie auch Sidney Bechet ebenfalls dazu bei das New Orleans zum Zentrum des Jazz wurde. Was den New Orleans Jazz auszeichnet, ist seine kollektive Improvisation. Während bei modernen Jazzstilen oft auf Solisten fokussiert wird, stehen beim New Orleans Jazz alle Musiker gleichzeitig im Mittelpunkt. Es ist Musik das zum Tanzen einlädt und die Emotionen direkt anspricht. Dabei spielen nicht nur die Melodien der einzelnen Instrumente sondern auch die rhythmische Vielfalt, die von afrikanischen Trommeltraditionen beeinflusst wird, eine große Rolle.
Mal abgesehen vom Jazz bietet die kreolische Küche der Stadt wundervolle Geschmacksrichtungen. Hier verschmelzen die französische, spanische, afrikanische und karibische Einflüsse zu einer unvergleichlichen kulinarischen Tradition. Gerichte wie Gumbo, ein würziger Eintopf aus Meeresfrüchten, Okra und Reis, oder Jambalaya, eine Mischung aus Fleisch, Meeresfrüchten und Reis, sind wahre Geschmacksexplosionen. Beignets, die luftigen, zuckrigen Teilstücke, die in den Cafés der Stadt serviert werden, gehören ebenso dazu wie Po´boys, reich belegte Sandwisches mit Meeresfrüchten oder Fleisch. Die kreolische Küche ist ein Spiegelbild von New Orleans selbst: reichhaltig, würzig und voller Charakter. Alles ist miteinander verwoben und ein Teil des großen Ganzen. Identität, Tradition und Inspiration.

Neben der reichen Kultur und den touristischen Highlights gibt es auch wie in jeder Stadt die Schattenscheiten: Armut, soziale Ungleichheit und die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie der im Jahr 2005 wütende Hurrikane Katrina, der bis heute spürbar ist. Viele Bewohner, insbesondere in den ärmsten Vierteln, kämpfen täglich um ihren Lebensunterhalt. Einige konnten nach Katrina nicht zurückkehren, und auch die soziale Struktur der Stadt hat sich dadurch nachhaltig verändert.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Widerstandsfähigkeit und der Optimismus der Menschen beeindruckend. Sie halten die Seele der Stadt am Leben und sorgen dafür, das auch der Jazz weiterhin in jeder Ecke der Stadt zu hören ist.
Hier sind noch 8 weitere Fakten die du noch nicht über New Orleans wusstest:
1. Spitzname „The Big Easy“
Der entspannte Lebensstil und die lockere Atmosphäre haben New Orleans den liebevollen Spitznamen „The Big Easy“ eingebracht.
2. Mardi Gras-Festival
Das jährliche Mardi Gras-Festival zieht mit seinen farbenfrohen Paraden und ausgelassenen Feiern Menschen aus der ganzen Welt an.
3. French Quarter
Das historische French Quarter ist bekannt für seine Mischung aus französischer und spanischer Architektur, gepaart mit lebendigen Straßen voller Kunst und Musik.
4. Älteste Straßenbahnlinie der Welt
Die St. Charles Avenue Line ist die älteste kontinuierlich betriebene Straßenbahnlinie weltweit und ein ikonisches Symbol von New Orleans.
5. Voodoo-Kultur
New Orleans hat eine tief verwurzelte Voodoo-Tradition, die auf westafrikanischen und haitianischen Einflüssen basiert und bis heute in der Stadt lebendig ist.
6. Haunted History
New Orleans wird oft als eine der am meisten heimgesuchten Städte in den USA beschrieben. Das French Quarter mit seinen vielen Spukhäusern ist ein Zentrum für Geistergeschichten.
7. Wurzeln der Second Line Parades
Die berühmten Second Line Parades, bei denen Teilnehmer einer Hauptparade in ausgelassener Stimmung folgen, sind ein Sinnbild für die Gemeinschaft und Lebensfreude der Stadt.
8. Mississippi River
Der mächtige Mississippi fließt durch New Orleans und hat die Stadt historisch zu einem wichtigen Handelszentrum gemacht. Heute bietet er beeindruckende Flusskreuzfahrten und eine malerische Kulisse.
New Orleans Official Website: https://www.neworleans.com